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Texte rund um die Hebammenarbeit | Was macht eigentlich eine Hebamme

Karin Müller

 

„Was macht eigentlich eine Hebamme bei einem Hausbesuch im Wochenbett?“ 

Hebammen bieten fachlichen Rat, praktische Hilfestellung beim Stillen und der Neugeborenenpflege sowie emotionale Unterstützung für Frauen* und Familien nach der Geburt an. Nach einer Hausgeburt oder einer ambulanten Geburt kommt eine Hebamme in der ersten Zeit täglich zur jungen Familie nach Hause. Aber auch, wenn Mutter* und Kind die ersten Tage nach der Geburt im Spital verbracht haben, ist eine Hebammennachbetreuung daheim nach der Entlassung möglich und sinnvoll.

Ein Hausbesuch dauert in etwa eine Stunde und läuft je nach Wochenbetttag und aktuellen Bedürfnissen sehr individuell ab. Wenn das Baby gerade schläft, wird sich die Hebamme zuerst der Frau* zuwenden. Sie erkundigt sich nach ihrem Befinden und nach der vergangenen Nacht, kontrolliert die Gebärmutterrückbildung und lässt sich die Stärke und Beschaffenheit des Wochenflusses schildern. Liegt eine Dammnaht oder Kaiserschnittnaht vor, wird diese von der Hebamme regelmäßig untersucht, auch kann sie Tipps zur Pflege geben. Bei Bedarf misst die Hebamme den Blutdruck und die Temperatur der Wöchnerin. Mit der Zeit können kreislaufanregende Übungen oder erste Beckenbodenübungen gezeigt werden. Manche Hebammen verwöhnen die Mutter* auch mit einer (Bauch-)Massage.

Inzwischen ist vielleicht das Baby aufgewacht und der Fokus richtet sich aufs Stillen. Die richtige Anlegeposition ist wichtig, um wunden Mamillen (Brustwarzen) vorzubeugen. Verschiedene Stillpositionen können unter Anleitung der Hebamme ausprobiert werden, sie kennt auch Hilfestellungen bei schmerzhaften Brustwarzen oder zur Anregung des Milchflusses. Alle Fragen rund ums Stillen, wie „Bekommt mein Kind genug Milch? Wie oft und wie lange soll ich das Baby anlegen, auf einer oder auf beiden Seiten?“ usw. finden Platz. Auch das Neugeborene wird untersucht. Die Hebamme achtet auf die Hautfarbe und die Ausscheidungen und wirft jeden Tag einen Blick auf die Nabelheilung. Bei der Gelegenheit können auch ev. noch bestehende Unsicherheiten beim Wickeln besprochen werden. Natürlich wiegt die Hebamme das Baby auch ab, und einmal im Lauf der Besuche steht meist ein Bad des Neugeborenen am Programm. Das Binden eines Tragetuchs kann geübt werden, manche Hebammen zeigen den Eltern auch erste Babymassagegriffe. Durch die praktische Unterstützung erlangen die Eltern rascher Sicherheit im Umgang mit dem Neugeborenen. Gibt es schon ältere Geschwister, können diese in die Babypflege mit einbezogen werden, auch kann das Thema Eifersucht angesprochen werden.

An bestimmten Wochenbetttagen sind bei den meisten Frauen* ganz bestimmte Themen vorrangig bzw. fallen noch spezielle Untersuchungen an: Der erste Tag steht meist ganz unter dem Eindruck des Geburtserlebnisses, und viele Frauen* haben das Bedürfnis, über die Geburt zu sprechen und für sich bestimmte Abläufe zu klären. Alles ist noch sehr frisch und braucht seine Zeit, um verarbeitet zu werden. Der dritte Tag nach der Geburt steht vor allem unter dem Eindruck des Milcheinschusses, und die Wöchnerinnen* sind über Tipps und Hilfsmittel zur Brustpflege dankbar. Die große Sensibilität der Frauen* in den ersten Lebenstagen führt zusammen mit den auftretenden Hormonschwankungen, der Müdigkeit und Erschöpfung sowie dem Bewusstwerden der Verantwortung, die das Elternsein mit sich bringt, an diesen Tagen auch oft zum sogenannten „Baby Blues“. Wenn Frauen* und auch ihre Partner/ihre Partnerinnen sich die Traurigkeit und Tränen gar nicht erklären können, kann ein verständnisvolles Gespräch Erleichterung bringen.
Ungefähr am vierten Wochenbetttag führt die Hebamme die Fersenblutabnahme zur Abklärung von Stoffwechselerkrankungen beim Neugeborenen durch und verabreicht ihm die zweite Vitamin K-Gabe, sofern die Eltern dies möchten.

Was eine Hebamme nicht macht, sind die Mutter-Kind-Pass-Untersuchung in der ersten Lebenswoche, den Hörtest und den Hüftultraschall. Wenn Sie die ersten Tage nach der Geburt im Spital verbringen, finden diese Untersuchungen noch im Krankenhaus statt. Bei einer ambulanten Geburt oder Hausgeburt ist es vorteilhaft, wenn man sich schon in der Schwangerschaft eine Kinderärztin/einen Kinderarzt für einen Hausbesuch in der ersten Lebenswoche organisiert.

 

Die Vorteile der Hebammennachbetreuung liegen auf der Hand

Da jeden Tag dieselbe Hebamme zu Besuch kommt, kann sie gut von Tag zu Tag den Verlauf (z.B. der Rückbildung oder einer eventuellen Neugeborenengelbsucht) beurteilen. Die Familie wird nicht durch unterschiedliche Einschätzungen verunsichert. Durch das entstehende Vertrauensverhältnis können auch intimere Themen leichter zur Sprache kommen.
Auch wenn Mutter* und Kind die ersten Wochenbettage im Spital verbracht haben, tauchen sehr viele Fragen erst nach der Entlassung daheim auf. Die Familie kann alle Fragen notieren und der Hebamme bei ihrem Besuch stellen. Bei kurzfristig auftretenden Problemen ist die Hebamme auch jederzeit telefonisch erreichbar.
Die Familie erlangt rascher Sicherheit im Umgang mit dem Neugeborenen. Geschwisterkinder wachsen ganz natürlich in die neue Familienkonstellation hinein.

 

Kosten

Ein Hausbesuch kostet etwa € 90 - €120,-. Von der Krankenkasse werden etwa ein Drittel der Kosten für die Hausbesuche - in der ersten Zeit täglich und bei Bedarf bis zu acht Wochen nach der Geburt - rückerstattet.


Wir helfen Ihnen gerne dabei, eine Hebamme für Hausbesuche im Wochenbett zu finden!

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