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Geburtsberichte | Hausgeburt von M.

Samuel war meine zweite Geburt. Ich habe meine beiden Söhne im Geburtshaus in Wien auf die Welt gebracht. Es war für mich eine gute Entscheidung. Das Geburtshaus hatte für mich von Beginn an eine stimmige Atmosphäre für ein so einzigartiges Ereignis und ist für mich zu einem besonderen Kraft-Ort geworden.

Erstaunlicherweise war die Angst vor der zweiten Geburt größer als vor der ersten. Oder auch nicht erstaunlich: Ich kannte den Geburtsschmerz! Meine erste Geburt, die nur etwa zwei Jahre zurücklag, war zwar unproblematisch verlaufen, aber die sehr lange Zeit in den Wehen hatte mich dann doch (und eher für mich unerwartet) an die Grenzen meiner physischen und psychischen Kräfte gebracht. Weil im Geburtshaus keine Schmerzmittel verabreicht werden dürfen, musste es eine natürliche Geburt sein. Hätte mir jemand nach zwanzig Stunden Wehen allerdings eine PDA angeboten, hätte ich sie wohl dankend angenommen.

Darum versuchte ich mich rechtzeitig vor der zweiten Geburt mit verschiedenen mentalen Übungen, Meditationen und Entspannungstechniken darauf vorzubereiten, die kräfteraubenden Schmerzen während der Geburt besser durchzustehen. Aber es kam dann doch anders.

Der errechnete Geburtstermin von Samuel war der 13. März. Am Tag davor hatte ich einen Kontrolltermin im Geburtshaus, wobei noch alles ruhig war. Ich ließ mich geburtseinleitend akupunktieren und die Hebamme meinte, wenn mein Körper bereit sei, wäre es wahrscheinlich, dass die Wehen in etwa acht Stunden einsetzten. Es ging noch schneller.

Ich war mental tatsächlich bereit für die Geburt. Meine Mutter war am Vortag aus Linz angereist, um auf meinen älteren Sohn aufzupassen, und somit war meine größte Sorge, nämlich dass mein zweijähriger Sohn nicht betreut wäre, beseitigt. Mein Kopf hat damit sicher das Signal zum „Loslassen" gegeben. Nach dem Termin mit meiner Hebamme war ich noch zu Mittag mit meiner Mutter essen, kämpfte beim Essen aber schon mit immer stärker werdenden Schmerzen in Bauch und Rücken und brachte die Bissen nur schwer hinunter. Der kurze Fußmarsch nach Hause fiel mir schon sehr schwer und ich musste immer wieder pausieren. Ich habe meinen Freund gebeten, früher von der Arbeit zu kommen, weil es nun jederzeit losgehen könne. Zu diesem Zeitpunkt sah ich allerdings noch keinen Anlass für besondere Eile, weil die Zeitspanne von der ersten bis zur letzten Wehe in der Erinnerung an meine erste Geburt schier endlos war.

Mit meiner Hebamme hatte ich ausgemacht, sie zu verständigen, wenn die Wehen alle 10 Minuten kämen und mindestens 1 Minute dauerten. Als wir anfingen, den Wehenabstand zu messen, war der bereits bei fünf Minuten und die Wehen dauerten ca. 50 Sekunden. Das erschien mir seltsam und auch weil mir die Schmerzen viel harmloser als bei der ersten Geburt vorkamen, dachte ich, es handle sich vielleicht immer noch um starke Vorwehen. Wir haben also noch zugewartet und zur Ablenkung eine Serie am Tablet angeschaut (auf eine solche Idee wäre ich bei der ersten Geburt nicht gekommen).

Dann wurden die Wehen aber rasant sehr stark und es war nun völlig klar, dass es schnell gehen muss. Um 15:40 Uhr haben wir ein Taxi gerufen. Im Lift nach unten und im Stiegenhaus hatte ich zwei starke Wehen. Als ich ins Taxi stieg, begrüßte ich den Taxler mit den Worten: „Es könnte sein, dass ich während der Fahrt einmal schreie". Eine riesen Untertreibung! Ich habe während der Fahrt praktisch ununterbrochen geschrien. Immerhin konnte ich bei dieser zweiten Geburt die Wehen besser kommen- und die Schmerzen viel besser zulassen und sie bedenkenlos wegschreien. Nur weil ich noch keinen Blasensprung gehabt hatte und der Verkehr flüssig war, kamen wir gerade noch rechtzeitig ins Geburtshaus. Der Taxifahrer war heilfroh, als ich endlich ausstieg.

Meine Hebamme hatte in weiser Voraussicht bereits die Badewanne eingelassen und wusste sofort, was los war, als ich mich im Stiegenhaus noch einmal schreiend auf den Boden warf. Sie meinte nur: „Schau, dass du es noch irgendwie hinein schaffst". Das tat ich auch. Kurz konnte die Hebamme noch einen Blick auf meinen Muttermund werfen, der vollständig geöffnet war. Als ich mich mit letzter Kraft in die Badewanne fallen ließ, rief die Hebamme nur noch: „Das Kopferl is` scho` da". Mit der nächsten Austreibungswehe war Samuel um 16:13 Uhr geboren. Wieder ganz ohne Schmerzmittel, aber diesmal hätte ich sie auch dankend abgelehnt.

Wir waren eigentlich noch gar nicht darauf gefasst, unser Baby im Arm zu halten. Eher ungläubig hießen wir unseren Samuel willkommen und brauchten eine Weile, um zu realisieren, dass wir nun tatsächlich zu viert waren.

Gegen 18 Uhr waren wir bereits mit einem gesunden Baby bei seinem großen Bruder zu Hause, der noch nicht einmal wirklich bemerkt hatte, dass wir weg gewesen waren.

Martina L.

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