TEXTE RUND UM DIE HEBAMMENARBEIT | GEBOREN WIRD TROTZ ALLDEM
Liebe Frauen, die Ihr die Geburt noch vor Euch habt!
Liebe Männer, die Ihr bald Väter werdet!
Liebe Eltern von Neugeborenen!
Wegen der Einschränkungen aufgrund der aktuellen Corona-Krise haben sich die Möglichkeiten der Vorbereitung auf die Geburt, des Umgangs mit der Zeit vor und während des Gebärens, sowie das Leben mit dem Neugeborenen stark verändert.
Als Hebammen haben wir mit der Zukunft in der Gegenwart zu tun.
Wir sind überzeugt, dass es auch jetzt möglich ist, sich gut auf die Geburt und die Zeit danach vorzubereiten. Das Wissen von den Abläufen der Geburt, die Erzählungen anderer, Ihre eigenen Vorstellungen und Ahnungen helfen Ihnen, die aufregende Zeit der Schwangerschaft, die herausfordernde Geburt und das spannende Leben mit dem Kind schön und sicher zu erleben. Auch Überraschungen werden dabei sein.
Hier ein paar praktische Anregungen:
- Fragen Sie nach! Lassen Sie sich passende Bücher empfehlen!
- Wenn Sie persönliche Betreuung mit physischem Kontakt wünschen, fordern Sie sie ein. Dieser Wunsch zeigt, dass Sie das Gespräch mit einer Hebamme oder einer anderen medizinischen Fachkraft unbedingt suchen sollten.
- Immer wenn Sie Ihren Partner/Ihre Partnerin zu einem Termin nicht mitnehmen dürfen, könnte er/sie per Handy zugeschaltet werden. Probieren Sie, ob Sie die Erlaubnis seitens der Ärztin/des Arztes, der Hebamme bekommen.
- Gibt es in einem Bereich nur noch Online-Angebote, fragen Sie nach, ob zum jeweiligen Thema eine Einzelstunde persönlich, unter Einhaltung aller Schutzmaßnahmen, bei Ihnen zu Hause, im Hebammenzentrum oder in einer Praxis möglich ist.
- Wenn Sie alleine zur Herztonkontrolle (CTG) ins Spital gehen, bereiten Sie sich darauf vor. (Es wird später auch mit dem Kind öfter sein, dass Sie Termine alleine bewältigen müssen.)
Ist etwas auffällig, kommen Fragen auf: Partner/in zuschalten – er/sie soll sich den Zeitraum für ein etwaiges Telefonat während der Kontrolle freihalten. Er/sie kann Sie auch hinbringen und dann draußen, im Eingangsbereich des Spitals, im Auto oder im Kaffeehaus (wenn wieder offen ist) warten, einfach in der Nähe bleiben, um mit Ihnen dann sofort die Lage besprechen zu können. - Sollten Sie Ihren Partner/Ihre Partnerin als Dolmetscher/in brauchen, könnten Sie stattdessen mit dem Handy auf ein Dolmetsch-Programm zurückgreifen.
- Wenn Sie alleine einen wichtigen medizinischen Termin wahrgenommen haben, schreiben Sie im Anschluss auf, was gesagt worden ist, damit Sie es mit dem Partner/der Partnerin besprechen können. Oder Sie nehmen wichtige Passagen mit dem Handy auf, um dann gemeinsam die Fakten nachzuhören.
- Termine fallen aus, werden verschoben: Ist dieser Termin für Sie besonders wichtig, dann insistieren Sie auf eine freundliche, aber direkte Weise, die klar macht, wie nötig Sie die Kontrolle, die Beratung, das Gespräch haben und fragen Sie, was Sie nun ohne diese Möglichkeit machen sollen.
- Bei geplanter Geburt im Spital werden Sie während der Anfangsphase entweder zu Hause sein - da ist Ihr Partner/Ihre Partnerin ja noch vor Ort. Nützen Sie die gemeinsame Zeit zum Kuscheln, Ausruhen, Ängste besprechen. Oder aber Sie sind schon im Spital, dann sind Sie voraussichtlich ohne Begleitung bis zu dem Zeitpunkt, wo Sie im Kreisszimmer betreut werden. Auch für diese Zeit gibt es Rat für Sie bei den Hebammen.
- Sie können, um vielleicht noch etwas länger gemeinsam daheim bleiben zu können, auch mit Hebammen im Krankenhaus telefonieren.
- Wenn Sie schon ins Krankenhaus gefahren sind und dann von dort wieder nach Hause geschickt werden, weil es scheinbar zu früh war:
Bedenken Sie, dass dies nicht gefährlich ist, sondern sogar für den Verlauf der Geburt förderlich sein kann. Sie sind länger mit ihrem Partner/Ihrer Partnerin zusammen, haben die Sicherheit, dass eine Fachkraft die Situation eingeschätzt hat und können in Ruhe noch schlafen, spielen, plaudern, essen, und das nicht allein! Und - es kann auch noch Tage dauern, bis die Geburt dann wirklich in die Gänge kommt. Hier finden Sie einen Artikel über diese Anfangsphase der Geburt, die sogenannte „Latenzphase". - Erkundigen Sie sich vorab, ab wann genau die Begleitperson bei der Geburt mit- bzw. nachkommen darf.
- Wenn Sie allein im Krankenhaus sind:
Immer wenn Sie verzweifelt sind, weil der Partner/die Partnerin nicht da ist, Sie sich sehr alleingelassen fühlen, sagen Sie das dem Personal. Das hilft Ihnen im Umgang mit der Situation, die Hebammen stellen sich darauf ein und kommen öfter gerade zu Ihnen. - Abschließend noch etwas Wichtiges: Spazieren gehen auf unebenem Waldboden lockert die Hüftgelenke und ist dadurch eine sehr nützliche Geburtsvorbereitung. Gehen Sie lieber in der Stadt, dann achten Sie auf gutes Schuhwerk. Danach ein Schläfchen, dann haben Sie auch gleich etwas für Ihre Tiefenentspannung gemacht – auch dies ist sehr hilfreich zur Vorbereitung auf das Gebären. Körperliche Anstrengung in Verbindung mit anschließender Tiefenentspannung ist Üben für die Geburt – auch da wechseln sich diese beiden Zustände dauernd ab.
Es ist wirklich wünschenswert, dass der/die Partner/in sowohl bei den Terminen in der Schwangerschaft (Hebamme, Frauenarzt, Krankenhaus….), bei Geburtsbeginn zu Hause, in der sogenannten Latenzphase (Geburt bis zu einer Muttermundsöffnung von 4-6cm) und im Wochenbett dabei sein kann. Es wird nicht immer der Fall sein. Besonders in diesen Zeiten, wo es allerorts Zugangsbeschränkungen gibt, ist es wichtig, dass sich die schwangere Frau auf ein Alleinsein in solchen Situationen einstellt. Auch die werdenden Väter müssen mit dieser Situation umgehen. Wie beide das machen, wird sehr individuell sein. Sich gar nicht damit zu beschäftigen würden wir nicht raten. Lesen Sie Geburtsberichte, fragen Sie andere Frauen und Männer, lassen Sie sich beraten und dann: Überlegen Sie sich Ihren Weg. Er ist möglich.
Leichter geht das womöglich, wenn sie eine Hebammenberatung in Anspruch nehmen.
Das Hebammenzentrum bietet kostenfreie Hebammenberatungen von Montag bis Freitag zwischen 8.30 und 18 Uhr kostenlos an. Terminvereinbarung unter 01/4088022 oder freie-hebammen@hebammenzentrum.at